Spanien zeigt Mbappé und Co. die Grenzen auf

09.07.2024 22:54

Mit einem historischen Traumtor von Lamine Yamal hat Spanien den nächsten Favoriten gestürzt und träumt mehr denn je vom finalen Triumph.

Angeführt vom bislang jüngsten EM-Torschützen hat der unaufhaltsame Deutschland-Bezwinger auch Frankreichs Starensemble um Kylian Mbappé entzaubert und ist ins Finale von Berlin gestürmt. Nach dem 2:1 (2:1) im Halbfinale von München greift die Mannschaft von Trainer Luis de la Fuente am Sonntag nach dem Rekordtitel.

"Ich habe den Ball genommen, nicht lange nachgedacht und einfach geschossen. Ich bin stolz, dass wir im Finale stehen, ich genieße es einfach", sagte Yamal über seinen gefühlvollen Schlenzer in den Winkel (21.). Mit dem Traumtor hatte er die Spanier nach dem frühen Rückstand durch Randall Kolo Muani (9.) zurück ins Spiel gebracht, bevor der erneut starke Dani Olmo (25.) den goldenen Treffer nachschob.

Mit 16 Jahren und 362 Tagen ist Barcelonas Supertalent Yamal nun der mit Abstand jüngste Torschütze der EM-Geschichte. "Mein Ziel war es, meinen Geburtstag in Deutschland zu feiern. Das habe ich geschafft", sagte der Teenager, der am Samstag 17 Jahre alt wird - und einen Tag am später das ganz große Geschenk abholen kann.

Dann winkt der Mannschaft von Trainer Luis de la Fuente in Berlin der Rekordtitel: Als erste Nation könnten sich die Spanier im Duell mit England oder den Niederlanden ein viertes Mal zum Europameister krönen. "Es fehlt noch ein Schritt. Es ist unglaublich. Wir verdienen es, im Finale zu sein", sagte Leipzig-Profi Olmo, der im dritten Spiel in Folge traf.

Frankreich schon wieder ohne Durchschlagskraft

Während die Spanier erstmals seit den erfolgreichen Jahren zwischen 2008 und 2012 wieder im Finale eines großen Turniers stehen, ist für die Franzosen der Traum vom ersten EM-Titel seit 24 Jahren geplatzt. Abgesehen von einer starken Anfangsphase fehlte der Mannschaft von Trainer Didier Deschamps wie schon zuletzt die Durchschlagskraft - daran änderte auch der erste eigene Treffer aus dem Spiel heraus nichts.

Viel war im Vorfeld über die verschiedenen Ansätze der beiden erfolgreichsten Mannschaften des Jahrtausends diskutiert worden. Während die Spanier mit ihrer unbändigen Spielfreude die Menschen begeistert hatten, stand das stark besetzte Frankreich wegen ihres pragmatischen Ansatzes und der lahmenden Offensive um Superstar Mbappe in der Kritik.

Spanien hat die erste Chance

Auch im direkten Duell erwischten die Iberer den vermeintlich besseren Start. Nach nur fünf Minuten hatte Fabian Ruiz die erste gute Chance für die Spanier, bei denen einzig Marc Cucurella einen schweren Stand hatte. Der Linksverteidiger wurde nach seinem ungeahndeten Handspiel im Viertelfinale gegen Deutschland bei jeder Ballberührung ausgebuht. Die spanischen Fans versuchten mit Sprechchören für Cucurella dagegenzuhalten - und verstummten dann doch komplett.

Bei einem Konter verteidigte der 38 Jahre alte Jesus Navas, der den rotgesperrten Dani Carvajal in der Startelf ersetzte, zu halbherzig gegen den diesmal maskenlosen Mbappé. Dessen Flanke verwertete Kolo Muani am langen Pfosten per Kopf. Die Spanier wirkten zunächst verunsichert - bis die individuelle Brillanz von Yamal die Rote Furie wieder zum Leben erweckte.

Vier Minuten reichen Spanien zur Wende

Im Alter von nur 16 Jahren und 362 Tagen schlenzte der Flügelstürmer den Ball aus der Distanz perfekt an den linken Innenpfosten, kurz darauf setzte Dani Olmo einem wilden Hin und Her die vorläufige Krone auf. Innerhalb von nur vier Minuten hatte sich das Blatt komplett gewendet. Nun waren es plötzlich wieder die Franzosen, die um Sicherheit rangen - mit überschaubarem Erfolg.

Nach einer Stunde erhöhte Deschamps das Risiko und brachte bei einem Dreifachwechsel unter anderem Antoine Griezmann für Defensivspezialist N'Golo Kante. Die Spanier verteidigten mit ansteigender Spieldauer und in der Hoffnung auf Konter immer näher am eigenen Strafraum. Mbappe vergab die letzte gute Gelegenheit zum Ausgleich (86.).